Roboterassistierte Operation bei Harnleiterabgangsenge
Bei einer Harnleiterabgangsenge, auch Ureterabgangsstenose genannt, handelt es sich um eine Störung des Harnabflusses aus der Niere durch eine Verengung des Überganges vom Nierenbecken zum oberen Harnleiter. Es kann sich um eine innere (intrinsische) oder äußere (extrinsische) Enge, z.B. durch ein kreuzendes Nierengefäß, handeln.
Durch den verzögerten Urinabfluss kommt es zur chronischen Nierenstauung und zu anatomischen Veränderungen in der Niere: Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche, Verschmälerung vom Nierengewebe. Falls unbehandelt, kommt es mit der Zeit zur Verminderung der Nierenfunktion, bis hin zur Entstehung einer afunktionellen Sackniere.
Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten und wird oft als Zufallsbefund entdeckt. In manchen Fällen verspüren die Patienten Flankenschmerzen, insbesondere nach exzessiver Flüssigkeitszufuhr. Weitere Begleiterscheinungen können Nierensteine und Harnwegsinfekte sein.
Die Diagnostik erfolgt mittels Ultraschall, Kontrastmittelröntgen und schnittbildgebenden Verfahren (CT und MRT). Für die Therapieentscheidung ist eine funktionelle Isotopenuntersuchung der Nieren, auch Nierenszintigraphie oder Diuresenephrogramm (DNG) genannt, ein Goldstandard. Wird bei dieser Untersuchung eine fixierte Obstruktion (mechanische Verengung) des Harnleiters festgestellt, ist eine operative Behandlung indiziert. Bei der Operation wird die Harnleiterenge entfernt und ein ungehinderter Harnabfluss aus der Niere wiederhergestellt. Dies soll die Folgeschäden, insbesondere weitere Verschlechterung der Nierenfunktion verhindern.
Die aktuell gängigste Operationstechnik heißt Nierenbeckenplastik nach Anderson-Hynes. Ursprünglich als offene Operation entwickelt, konnte der Eingriff bereits mit der herkömmlichen laparoskopischen Technik erfolgreich durchgeführt werden. Limitierend dabei war allerdings die Schwierigkeit bei der Beweglichkeit der Instrumente, besonders beim Nähen und Knoten.
Diese Nachteile der konventionellen Schlüssellochchirurgie (Laparoskopie) lassen sich nun mit der robotischen Technik lösen. Eine deutlich bessere Darstellung der Anatomie, wesentlich höhere Beweglichkeit der Instrumente ermöglichen eine präzise Behandlung der feinen anatomischen Strukturen und eine filigrane Nahtführung.
Zu den Vorteilen der robotischen Nierenbeckenplastik zählen:
- Minimale Invasivität des Eingriffs, geringer Blutverlust
- Gute funktionelle Ergebnisse
- Wesentlich geringere postoperative Schmerzen
- Schnelle Wundheilung, gute kosmetische Ergebnisse
- Kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus
Im Rahmen der OP-Vorbereitung benötigen Sie eine OP-Freigabe vom Hausarzt oder Internisten. Die Aufnahme erfolgt am Vortag der Operation. Sie werden genau über den Ablauf und mögliche Komplikationen aufgeklärt.
Der Eingriff erfolgt immer in Vollnarkose.
Die Operation erfolgt in der sogenannten Schlüssellochtechnik. Es werden mehrere kleine Öffnungen (5mm bis 12 mm) in der Bauchdecke angelegt um robotische Instrumente und Nahtmaterial einzuführen. Der Bauchraum wird dabei mit Gas befüllt um ausreichen Arbeitsraum zu schaffen.
Das DaVinci-Operationssystem der neuesten Generation zeigt dem Operateur ein 3D-Bild des Operationsgebietes mit 10-facher Vergrößerung. Somit können feinste anatomische Strukturen genau visualisiert und geschont werden. Die Manipulationen werden mit mikrochirurgischen Instrumenten präzise und mit 7 Freiheitsgraden durchgeführt. Dadurch werden Naht- und Schnitttechniken in den schwer erreichbaren Körperbereichen ermöglicht, die mit anderen Operationstechniken beinahe unmöglich sind.
Das Nierenbecken und der obere Harnleiter werden zunächst von den umgebenden Strukturen befreit. Die Engstelle wird genau definiert und komplett entfernt. Anschließend wird der Harnleiter mit dem Nierenbecken wieder vernäht. Das Nahtmaterial, das dabei verwendet wird ist selbstauflösend. Damit die Verbindungsstelle besser abheilen kann, wird intraoperativ eine innere Harnleiterschiene (dünner Kunststoffschlauch zwischen der Niere und der Blase) und ein Blasenkatheter gesetzt. Dies ermöglicht einen drucklosen Harnabfluss in den ersten Tagen nach der Operation. Die Operation dauert zwischen einer und zwei Stunden.
Nach der Operation kommen alle Patienten zunächst auf die Aufwachstation, dort werden die Vitalparameter intensiv überwacht bis die Verlegung auf die Normalstation möglich ist. Am ersten und zweiten postoperativen Tagen wird der Patient mobilisiert und die Blutungsdrainage wird entfernt. Am fünften postoperativen Tag wird der Blasenkatheter entfernt. Die Hautklammern können ab dem siebten postoperativen Tag entfernt werden. Der Krankenhausaufenthalt von der Aufnahme bis zur Entlassung dauert in der Regel eine Woche.
Die Harnleiterschiene wird in 6 bis 8 Wochen in der Ordination entfernt.
Was ist nach der Operation zu beachten:
Obwohl der Eingriff minimalinvasiv ist und der Patient sich bereits wenige Tage nach der Operation fit fühlt, muss körperliche Belastung 6 Wochen nach der Operation vermieden werden. Darunter versteht man den Verzicht auf Sport, körperliche Arbeit, Saunagänge und Vollbäder.
Die bereits veränderte Anatomie der Nierenkelche und des Nierenbeckens wird durch die Operation nicht beeinflusst. Die funktionelle Störung wird behoben, allerdings sieht die Niere im Ultraschall weiterhin verändert aus (präformiertes Nierenhohlsystem). Regelmäßige Kontrolle beim Urologen ist jedenfalls empfohlen.